Bundesrepublik Deutschland
Nach Kriegsende verblieben über 900 Maschinen der BR 52 in den westlichen Besatzungszonen, ein Gutteil davon waren Rückführloks aus östlichen Gebieten. Dazu gehörten im weitesten Sinne auch jene Maschinen, welche die Amerikaner während des vorab vertraglich festgelegten Rückzugs aus den von ihnen besetzten Teilen Thüringens und Sachsen-Anhalts beschlagnahmt und in ihre Besatzungszone überführt hatten. Nach massiven sowjetischen Protesten wurden 63 KDL 1 Maschinen an die Reichsbahn der sowjetischen Besatzungszone zurückgegeben. Hätten die Amerikaner aber vorher gewusst dass die meisten von ihnen ein oder zwei Jahre später als Trophäenloks in die Sowjetunion durchgereicht wurden, wären sie wohl in den Westzonen verblieben.

Der Bestand wuchs in den nächsten Jahren um 87 Nachkriegslieferungen, 54 Rückgabelokomotiven aus Italien sowie weiteren Rückgabeloks aus Belgien, Frankreich, Österreich und Ungarn. Ungefähr die gleiche Anzahl verließ aber auch die Westzonen. Die Rückgabeloks an die DR in der SBZ wurde weiter oben schon erwähnt, außerdem forderte Frankreich bereits kurz nach Kriegsende die in Frankreich gebauten Lokomotiven zurück. So wurden 42 der bei Société Alsacienne de Constructions Mécaniques in Grafenstaden gebauten und in den Westzonen verbliebenen KDL 1 zwischen 1949 und 1952 an Frankreich zurückgegeben. Aber nicht als Betriebsloks an die SNCF, sondern als Schrottloks an die französische Staatsgüterverwaltung »Administration des Domaines«, welche die Maschinen alsbald dem Rohstoffkreislauf zuführte. 36 weitere Maschinen verkaufte die DB per Verfügung HVB 21.213 Fuv 30 vom 11. Juli 1952 an Jugoslawien, wo sie als 33-231 - 33-265 bei der JŽ zum Einsatz kamen.

In der ersten Nachkriegszeit waren die KDL 1 Maschinen noch unentbehrlich, um überhaupt den Betrieb aufrecht halten zu können. Aber bereits 1947 stellte man die ersten Betriebsloks ab, in der britischen Besatzungszone zählte unsere Baureihe schon als Reservegattung, an der nur noch Bedarfsausbesserungen durchgeführt werden durften. Der Bestand schrumpfte immer weiter, abgelaufene Fristen, erreichte Laufleistungsgrenzen oder Fahrzeugschäden ließen den Einsatzbestand bis zum 31. Dezember 1949 auf 154 Maschinen sinken. Trotz der Neuanlieferungen von Vorwärmer-Versuchloks (52 124 bis 52 143 sowie 52 875 bis 52 892) sank der Erhaltungsbestand im Jahr 1952 auf nur noch 78 Stück. Das Ende der meisten noch vorhandenen 52er besiegelte die Verfügung HVB 21.213 Fau 63 vom 18. Oktober 1954, eine Mammut Verfügung, die das Ende von 1429 Dampflokomotiven, davon allein 595 KDL 1 besiegelte. Mit Eingliederung des Saarlandes (als 10. Bundesland) in die Bundesrepublik Deutschland hatte die DB ab dem 01. Januar 1957 plötzlich wieder 18 betriebsfähige 52er im Bestand, sie wurden zwischen dem 31. Januar 1958 und dem 28. Mai 1962 (52 3329) ausgemustert.

Damit war die Geschichte der in Westdeutschland unbeliebten Kriegslokomotiven aber noch nicht vorbei, einige der wegen ihrer Saugzugturbine für den Heizlokeinsatz bestens geeigneten Kondensloks hielten noch bis Mitte/Ende der 1960 Jahre durch, danach war das Kapitel KDL 1 bei der DB vorerst beendet. Doch schon ein paar Jahre später kauften Eisenbahnfreunde-Vereinigungen wie die Historische Eisenbahn Frankfurt e. V (52 4867) oder die Eisenbahnfreunde Zollernbahn e. V., Balingen (52 7596) erste KDL 1 aus dem Ausland, mit der Deutschen Wiedervereinigung tauchte die KDL 1 in größeren Stückzahlen erneut im Westen der Republik auf.

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