Gt 2×4/4
Die Lokomotiven der Baureihe Gt 2×4/4 waren speziell für die Steilrampen auf dem Gebiet der K.Bay.Sts.B. entwickelt worden. Dazu zählten die Spessartrampe, die Frankenwaldbahn, die Schiefe Ebene und die Bahnstrecke Eger–Asch (heute Cheb–Aš). Die Mallet-Bauweise lieferte bei dieser Größe eine gute Traktion und Kurvengängigkeit der engen Bergstreckenkehren. Die erste Probefahrt 1914 fand auf der Strecke Lichtenfels–Rothenkirchen statt. Es galt, die Steilrampen in deutlich kürzerer Zeit zu bewältigen, um profitabel zu arbeiten. Dazu leistete sie besonders als Schiebelokomotive und auch als Zuglok im Güter- und Personenverkehr bis zu 30 Jahre lang und mehr gute Dienste und reduzierte die Fahrzeiten um ca. 40 %. Eine Steigung von 25‰ konnte die Malletlok mit 25 km/h und 465 t hinauffahren, max. 40 km/h bei leichteren Zügen.

Die Mallet-Lok „Gt 2×4/4“ war mit zwei im Verbund arbeitenden vierfach gekuppelten Fahrwerken ausgerüstet. Das vordere, um einen 15 cm starken Kupplungszapfen beweglich aufgehängte Fahrwerk der Verbunddampflokomotive, war mit Niederdruckzylindern bestückt, das hintere, starr im Lokrahmen gelagerte Fahrwerk war mit den kleineren Hochdruckzylindern ausgerüstet. Zwischen 1913 und 1914 wurde die erste Serie von 15 Fahrzeugen beschafft und in Dienst gestellt. Der im Betrieb übliche Anstrich der Loks der K.Bay.Sts.B. war grün, gelb abgesetzt, mit schwarzem Chassis.

Wegen des Aufkommens der preußischen T 20 (BR 95) mit Achsfolge 1'E1' 1922 und besseren Werten als denen der Anfangsserie wurde 1922 / 1923 eine zweite Serie gebaut und eingesetzt. Sie war gegenüber der ersten Serie verbessert durch eine größere Verdampfungsheizfläche, 0,5 t mehr Kohlenvorrat, größere Achslast und Dienstgewicht und den Kurzkamin (Kamin ohne Aufsatz). Beide Serien wurden später nach Übernahme durch die Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft in verschiedenem Maße modifiziert und als Baureihe 96 in ihren Baureihennummernplan eingeordnet. Alle Lokomotiven waren mit einer Westinghouse-Druckluft-Doppelbremse, auf alle Radsätze von vorn wirkend, ausgestattet, die Sandrohre bedienten anfänglich den zweiten und vierten Radsatz des vorderen Antriebs. Nach der Modifikation der zweiten Serie 1926 wurde diese zusätzlich mit einer Riggenbach-Gegendruckbremse ausgerüstet, und sieben Achsen zur Erhöhung der Haftreibung besandet. Die Lokomotiven fuhren anfänglich durchweg mit Dreilicht-Spitzensignal, nach 1926 mit einem Zweilicht-Spitzensignal.

1925/1926 wurden alle Maschinen umgebaut und verstärkt, wobei die der ersten Bauserie in geringerem Maße (wie z. B. Kaminerweiterung, Kohlevorrat von 4 auf 4,5 t, Kesseldaten, Fahrverhalten) als die der zweiten Serie verändert wurden. Folgende Tabelle enthält die Hauptveränderungsmerkmale der 2. Serie:

Hochdruck-Zylinder von 520 mm auf 600 mm Durchmesser erweitert
Blasrohr tiefer gesetzt und Durchmesser erweitert
Schornstein im Durchmesser erweitert und etwas verkürzt
Verringerung der Heiz-/ Erhöhung der Rauchrohrzahl
Verringerung der Gesamtrohrheizfläche
Vergrößerung der Überhitzerheizfläche
Einbau eines Oberflächenvorwärmers vor dem Kamin
Einbau einer zweiten Luftpumpe neben der ersten
Einbau einer Riggenbach-Gegendruckbremse
Vergrößerte Vorratsbehälter für Kohle von 4,5 t auf 5 t modifizierte Kesselaufbauten (Sandkasten, Dampfdom)
Modifikationen zur Verbesserung des Fahrverhaltens ("Schleuderns" des vorderen ND-Antriebssatzes)
Sandrohre für 7 statt 2 Radsätze
Erhöhung der Lokreibungslast/Lokdienstlast von 123,2 auf 131,1 Mp
Erhöhung der mittleren Kuppelachslast von 15,4 Mp auf 16,4 Mp

Lok 96 019 war 1930 neben anderen Hochleistungsdampfloks wie der "H02 1001" und einer kohlenstaubbefeuerten BR 58 auf der Weltwirtschaftskonferenz in Berlin-Tempelhof als Deutschlands und Europas schwerste Mallet-Tenderlok zu sehen. Etliche Lokomotiven waren in den Bws Aschaffenburg, Neuenmarkt-Wirsberg und Rothenkirchen beheimatet. Weitere Stationierungen erfolgten in München, Brügge/Westf. (kurzzeitig), Hof (kurzzeitig) und in Eger.

Sechs Maschinen wurden bis 1945 ausgemustert, 96 015 ging im Zweiten Weltkrieg verloren. Nach 1945 waren folgende 18 Maschinen vorhanden: 96 002, 004, 006, 008–012, 016–025. Die Maschinen in den Westzonen waren in München und Nürnberg stationiert und wurden noch 1948 als Splittergattung mit weniger als 20 Exemplaren ausgemustert. Die Maschinen 96 002 und 96 024 verblieben nach Kriegsende bei der DR in der DDR und wurden bis 1954 im Bestand des Raw Stendal geführt.

Kein Exemplar blieb erhalten. Zwei hochdetaillierte Modelle der Vorbilder aus der 2. Serie, 96 016 und 96 025, im Maßstab 1:10 (1,82 m Länge) können im Deutschen Museum München und im Verkehrsmuseum Nürnberg besichtigt werden. Sie wurden in den 1930er Jahren von Lehrlingen des Raw Ingolstadt angefertigt.

1. Lieferserie
Maffei 3414 1913 Gt 2x4/4 D'D-h4vt K.Bay.Sts.B. "5751" Foto(s) vorhanden     Fahrzeug wurde verschrottet
Maffei 3415 1913 Gt 2x4/4 D'D-h4vt K.Bay.Sts.B. "5752"       Fahrzeug wurde verschrottet
Maffei 3416 1913 Gt 2x4/4 D'D-h4vt K.Bay.Sts.B. "5753"       Fahrzeug wurde verschrottet
Maffei 3417 1913 Gt 2x4/4 D'D-h4vt K.Bay.Sts.B. "5754"       Fahrzeug wurde verschrottet
Maffei 3418 1913 Gt 2x4/4 D'D-h4vt K.Bay.Sts.B. "5755"       Fahrzeug wurde verschrottet
Maffei 3419 1913 Gt 2x4/4 D'D-h4vt K.Bay.Sts.B. "5756"     Revisionsdaten vorhanden Fahrzeug wurde verschrottet
Maffei 3420 1913 Gt 2x4/4 D'D-h4vt K.Bay.Sts.B. "5757"       Fahrzeug wurde verschrottet
Maffei 3421 1913 Gt 2x4/4 D'D-h4vt K.Bay.Sts.B. "5758"       Fahrzeug wurde verschrottet
Maffei 3422 1913 Gt 2x4/4 D'D-h4vt K.Bay.Sts.B. "5759"       Fahrzeug wurde verschrottet
Maffei 3423 1913 Gt 2x4/4 D'D-h4vt K.Bay.Sts.B. "5760"       Fahrzeug wurde verschrottet
Maffei 3424 1914 Gt 2x4/4 D'D-h4vt K.Bay.Sts.B. "5761"       Fahrzeug wurde verschrottet
Maffei 3425 1914 Gt 2x4/4 D'D-h4vt K.Bay.Sts.B. "5762"       Fahrzeug wurde verschrottet
Maffei 3426 1914 Gt 2x4/4 D'D-h4vt K.Bay.Sts.B. "5763"       Fahrzeug wurde verschrottet
Maffei 3427 1914 Gt 2x4/4 D'D-h4vt K.Bay.Sts.B. "5764"       Fahrzeug wurde verschrottet
Maffei 3428 1914 Gt 2x4/4 D'D-h4vt K.Bay.Sts.B. "5765"       Fahrzeug wurde verschrottet

2. Lieferserie
Maffei 5336 1922 Gt 2x4/4 D'D-h4vt DR "5766"       Fahrzeug wurde verschrottet
Maffei 5337 1923 Gt 2x4/4 D'D-h4vt DR "5767"       Fahrzeug wurde verschrottet
Maffei 5338 1923 Gt 2x4/4 D'D-h4vt DR "5768"       Fahrzeug wurde verschrottet
Maffei 5339 1923 Gt 2x4/4 D'D-h4vt DR "5769"       Fahrzeug wurde verschrottet
Maffei 5340 1923 Gt 2x4/4 D'D-h4vt DR "5770"       Fahrzeug wurde verschrottet
Maffei 5341 1923 Gt 2x4/4 D'D-h4vt DR "5771"       Fahrzeug wurde verschrottet
Maffei 5342 1923 Gt 2x4/4 D'D-h4vt DR "5772"       Fahrzeug wurde verschrottet
Maffei 5343 1923 Gt 2x4/4 D'D-h4vt DR "5773"       Fahrzeug wurde verschrottet
Maffei 5344 1923 Gt 2x4/4 D'D-h4vt DR "5774"       Fahrzeug wurde verschrottet
Maffei 5345 1923 Gt 2x4/4 D'D-h4vt DR "5775"       Fahrzeug wurde verschrottet

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